Das Wichtigste in Kürze:
- Der Verbraucherreport zeigt, dass beim Thema Verbraucherschutz weiterhin die deutliche Mehrheit kein oder nur wenig Vertrauen in die Politik hat.
- Kritischster Punkt ist für Verbraucher der Bereich "Internet und Digitalisierung". Nur 45 Prozent der Befragten fühlen sich hier ausreichend geschützt.
- Für den Verbraucherreport 2020 hat die Befragung im August stattgefunden - mitten in der Corona-Zeit also. Der Report zeigt damit auch, wo in diesen besonderen Zeiten die Probleme für viele Verbraucher liegen.
Ausgefallene Veranstaltungen und kein Geld zurück? Reisen, die nicht stattfinden konnten, und stattdessen ein Gutschein? Plötzlich nur noch digital bezahlen? Die Corona-Pandemie bringt neue Herausforderungen für die Verbraucher in Deutschland. Welche Probleme derzeit an erster Stelle stehen, zeigt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) nun im neuen Verbraucherreport auf.
Die wichtigsten Problemthemen für Verbraucher sind danach digitale: Hier sehen Verbraucher, wie schon 2019, ihre Interessen weiterhin am geringsten geschützt. 47 Prozent fühlen ihre Interessen in diesem Bereich "eher nicht gut" oder "gar nicht" geschützt.
Bekannte Verbraucherprobleme gewinnen an Bedeutung
Das bestätigen die Erkenntnisse, die der vzbv aus der Beobachtung des Marktes gewinnen konnte: Schwierigkeiten haben Verbraucher vor allem
- beim Online-Einkauf (19 Prozent aller Beschwerden in der Marktbeobachtung),
- im Bereich Mobilfunk (18 Prozent der Beschwerden) und
- mit Komplettpaketen mit Telefon, Mobilfunk, Internet und evtl. Fernsehen (14 Prozent).
Jeder vierte Befragte (26 Prozent) hatte, laut Verbraucherreport, außerdem in den vergangenen zwölf Monaten Probleme mit Verträgen, vor allem mit Unterschieden zwischen vereinbarter und tatsächlich erhaltener Leistung. Danach folgten Probleme beim Kundenservice mit 30 Prozent und zu komplizierte oder nicht anerkannte Kündigungen mit 17 Prozent.
"Die allgemeine Verunsicherung in der Bevölkerung steigt unter anderem durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit und geringeren Einnahmen bei weiterhin laufenden Kosten. Schon lange bekannte Verbraucherprobleme gewinnen an Bedeutung", sagt Klaus Müller, Vorstand des vzbv.
Wenig Vertrauen in die Politik, wenn es um Verbraucherschutz geht
Verbraucherschutz allgemein ist für eine große Mehrheit von 90 Prozent der Befragten wichtig für die persönliche Sicherheit. Aber: Gut ein Fünftel, 21 Prozent, fühlt seine Interessen beim Thema Verbraucherschutz aktuell "eher nicht gut" oder "gar nicht" geschützt.
Zwar ist das Politikvertrauen in der Krise insgesamt gestiegen. Aber der Verbraucherreport zeigt, dass weiterhin die deutliche Mehrheit, 71 Prozent, kein oder nur wenig Vertrauen in die Politik beim Thema Verbraucherschutz hat. Dabei sieht eine klare Mehrheit (84 Prozent) die Politik in der Verantwortung, die Interessen der Verbraucher zu schützen.
Besser sieht es aus für das persönliche Umfeld der Befragten: 86 Prozent der Befragten vertrauen Familienangehörigen, Kollegen und Freunden auch in Sachen Verbraucherschutz. Und: Gut zwei Drittel (68 Prozent) vertrauen Verbraucherorganisationen wie den Verbraucherzentralen.
"Die Politik sollte daher die Krise als Chance nutzen, um die Interessen der Verbraucher wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Nur mit starkem Vertrauen in Wirtschaft und Politik kommen wir gemeinsam aus der Krise. Ohne Vertrauen bleibt der gewünschte Konjunkturimpuls aus. Wirtschaft und Verbraucher dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden", sagt Klaus Müller.
Für den Verbraucherreport lässt der vzbv jedes Jahr 1500 Menschen in Deutschland nach ihrer Meinung zu Themen rund um den Verbraucherschutz befragen. Mit den Ergebnissen identifiziert der Verband drängende Probleme von Verbrauchern und kann sie mit Daten und Beispielen aus der Marktbeobachtung unterfüttern. Für den Verbraucherreport 2020 wurden die Menschen im August befragt – das Ergebnis kann damit durchaus eine Momentaufnahme aktueller Verbraucherprobleme in der Corona-Krise sein.