Pizza ist ein beliebtes Fast Food in Deutschland, welches über Lieferdienste bestellt wird. Öko-Test untersuchte Pizzakartons und darin verpackte Pizzen auf potentiell gesundheitsschädliche Bisphenole. Dabei wiesen die als nachhaltig geltende, recycelte Verpackungen und infolgedessen auch darin enthaltene Pizzen hohe Bisphenol-Gehalte auf. Die Verbraucherzentralen fordern daher ein generelles Verbot von Bisphenolen in Lebensmittelkontaktmaterialien.
Seit Januar 2025 gilt eine neue Verordnung zum Verbot des Einsatzes von Bisphenol A (BPA) sowie anderen Bisphenolen in Lebensmittel-kontaktmaterialien. Der Grund dafür ist, dass sie fortpflanzungsgefährend wirken und vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als wahrscheinlich krebsauslösend eingestuft wurden. Ausgenommen von diesem Verbot sind Papier, Karton und Pappe mit Lebensmittelkontakt. Hier gelten lediglich vom BfR empfohlene Richtwerte für BPA und Bisphenol S (BPS), die allerdings rechtlich nicht bindend sind. In einer aktuellen Untersuchung von Öko-Test (Februar 2025) wurden zehn Pizzakartons sowie darin verpackte Pizzen auf das Vorhandensein der Chemikalien BPA und BPS überprüft. Neun von zehn getesteten Kartons enthielten BPA, acht BPS. In allen Kartons mit BPS-Befund (7 von 10) wurde auch ein Übergang auf die Pizza festgestellt. Bei vier der neun Kartons mit BPA konnte ebenfalls ein Übertritt der Chemikalie auf die Pizza nachgewiesen werden. In einer Pizza lag die enthaltene BPS-Menge sogar über dem vom BfR empfohlenen Richtwert. Der stoffliche Übergang resultiert aus der Fettlöslichkeit von Bisphenolen.
Doch woher stammen die in den Pizzakartons enthaltenen Bisphenole?
Die meisten Pizzakartons werden aus Altpapier hergestellt. Fälschlicherweise dort entsorgte Thermopapiere - wie Kassenbons, Parktickets oder Paketetiketten - bei denen Bisphenole als Farbentwickler eingesetzt werden, tragen eben diese Stoffe ein. Seit dem eingeführten minimalen Grenzwert für BPA in Thermopapier sinken die Gehalte der Substanz im Altpapierkreislauf zwar stetig. Doch die Industrie hat bereits einen Ersatz gefunden – BPS. Das würde auch erklären, warum die durch Öko-Test in den Pizzakartons gefundenen BPS-Gehalte höher waren als die von BPA. Daher sind Verbote von Einzelsubstanzen nicht effektiv, denn gerade organische Verbindungen wie Bisphenole können in ihrer chemischen Struktur mit gleichen Eigenschaften einfach modifiziert werden.
In zwei der untersuchten Pizzakartons waren keine Bisphenole nachweisbar. Für diese wurden laut Hersteller anstelle von Altpapier Frischfasern eingesetzt, welche keine Bisphenole enthalten.
Was wir fordern:
- Die EU sollte einheitlich Verbote für alle Bisphenole in Lebensmittelkontaktmaterialien beschließen.
- Verpackungshersteller sollten möglichst Frischfaser und weniger Altpapier verwenden.
Was Verbraucher tun können:
- Korrekte Entsorgung von Thermopapieren: Kassenzettel, Paketetiketten oder Parktickets gehören in den Restmüll.
- Lebensmittel schnellstens aus den Verpackungen entnehmen und keinesfalls darin lagern, um den Übergang von Bisphenolen in das Lebensmittel zu reduzieren.
- Mehrweg-Verpackungen aus Kunststoffen (auch bei Pizzakartons möglich) verwenden, um auch generell Papiermüll zu vermeiden.
- Wenn möglich Mitnahme von Kassenbons vermeiden und digitale Tickets verwenden.
Das landesweite Servicetelefon der Verbraucherzentrale ist unter (0345) 29 27 800 für Auskünfte und Terminvereinbarungen zu erreichen.